Zurück in die Zukunft?

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(gayBrandenburg - communityTicker) 2007 versagte das Land Brandenburg privaten Betreibern die Genehmigung ein katholisches Jungen-Gymnasium in der Landeshauptstadt zu errichten. Die katholische Personalprälatur Opus Dei sollte die Seelsorge der Schüler und Lehrer übernehmen. Die Verantwortlichen im zuständigen Ministerium gingen dabei davon aus, dass ein reines Jungen-Gymnasium dem Brandenburger Schulgesetz widerspreche, dass das gemeinsame Lernen von Jungen und Mädchen kategorisch vorschreibe. Jetzt erklärte das Oberverwaltungsgericht diese Versagung für rechtswidrig: „Die Gleichberechtigung von Mann und Frau könne auch an monoedukativen Schulen vermittelt werden. Und die bloße gemeinsame Unterrichtung von Jungen und Mädchen führe nicht zwangsläufig dazu, dass traditionelle Rollenmuster überwunden werden. Maßgeblich sei das pädagogische Konzept, das aber sei vom Ministerium nicht geprüft worden.“

Offen erklären Verantwortliche des künftigen Gymnasiums, dass man sich als Alternative zum bestehenden Schulsystem verstehe. Für eine Jungenschule sei man deshalb, weil es eine unterschiedlich starke Entwicklung von Jungen und Mädchen gibt: „Jungen brauchen viel Sport und Bewegung, haben häufig Konzentrationsschwierigkeiten. Mädchen konzentrieren sich leichter und sind kommunikativer.“ erklärte 2007 Christoph Rüssel, Vater von sechs Kindern und der Vorsitzende der Elterninitiative, die für die Errichtung des Jungen-Gymnasiums ist. Zu der Frage: „Was man denn mit homosexuellen Jungen mache?“ erklärte er lapidar: „Das komme doch überall vor.“

In der Tat ist das Verhältnis der katholischen Kirche und insbesondere des Opus Dei zum Thema Homosexualität schwierig. Auf der offiziellen Internetseite des Opus Dei findet man Homosexualität als Suchbegriff erst gar nicht. Veröffentlicht sind aber Artikel mit wissenschaftlich fragwürdigen Deutungen zum Thema HIV/Aids. „Die Häufigkeit der HIV-Neuinfektionen in Uganda durch Rückkehr zu traditionellen Familienwerten um 70% reduziert.“ kann man dort beispielsweise lesen.

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Thomas Günther, hat die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes Berlin-Brandenburg, die Opus-Dei-Schule in Brandenburg zuzulassen, bedauert. Thomas Günther sagte: „Ich sage klar und deutlich, dass ich mir ein anderes Urteil gewünscht hätte. Die Zweifel des Bildungsministeriums an der Eignung von Opus-Dei habe ich immer geteilt. Ich halte es beispielsweise für völlig aus der Zeit gefallen, Jungen und Mädchen getrennt voneinander zu unterrichten. Erzkonservative Erziehungsmethoden, wie Opus-Dei sie vertritt, kann ich einfach nicht gutheißen.“

Die Elterninitiative zur Gründung des Gymnasiums will jetzt durchstarten. Das ursprüngliche Grundstück, auf dem man bauen wollte ist inzwischen vergeben. Trotzdem ist man zuversichtlich neben der Grundstückssuche auch den Bau des Gymansium schnell zu realisieren. Eröffnen will man in zwei Jahren.

Text: Adolar
Grafik: gayBrandenburg
Foto: pixelio.de | Dieter Schütz


Lesen Sie auch den Kommentar von Carsten Bock: "Wenn das noch Schule macht" (2007)


Presse


Streit um Jungenschule



BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN
Kreisverband Potsdam

PRESSEINFORMATION

KEIN RAUM FÜR OPUS DEI IN POTSDAM

Potsdam, den 09.09.2011

Den erneuten Vorstoß, ein Jungen - Gymnasium in der Landeshauptstadt Potsdam anzusiedeln
und einen Priester von Opus Dei für die seelsorgerische Begleitung der Jungen anzustellen,
kritisiert der Vorsitzende Uwe Fröhlich.

Da nun die Debatte erneut beginnen wird, noch einmal unsere Position:
"Wir lehnen die Einrichtung eines Jungengymnasiums mit fataler, seelsorgerischer Begleitung von Opus Dei grundsätzlich ab.
Unterordnung und strikter Gehorsam sind die wichtigsten Tugenden von Opus Dei. Eine extreme Leib- und Sexualfeindlichkeit,
die mit Selbstzüchtigung verbunden ist, steht in solchen Schulen, speziell bei der seelsorgerischen Betreuung von Opus Dei-
Tutoren auf der Tagesordnung ganz oben."

"Diese Art von Erziehung widerspricht der Grundrechte - Charta der universellen Menschenrechte.
Zudem ist eine solche Praxis eine Diskriminierung und Entwürdigung von heranwachsenden Jungen.
Opus Dei steht damit im eklatanten Widerspruch zu den demokratischen Werten unserer offenen Gesellschaft."

"Meine Hoffnung ist, dass sich in Potsdam ein breites Bündnis in der Stadtgesellschaft findet, was dazu beiträgt,
keinen Raum für Opus Dei in Potsdam zu bieten." hebt Uwe Fröhlich noch einmal hervor.

Im März 2007 haben wir mit einer Postkarten - Aktion "POTSDAM SAGT NEIN ZU OPUS DEI" die Öffentlichkeit in der Stadt darüber aufgeklärt,
was OPUS DEI ist, was OPUS DEI gerade in Potsdam will, wer in diese Jungen - Schule gehen wird.

BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN stehen für Chancengleichheit beim Zugang zur Bildung und für Toleranz und Akzeptanz gegenüber Andersdenkenden,
unabhängig von Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung.

Für den Kreisvorstand:
Uwe Fröhlich, Vorsitzender des Kreisverbands von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN
Für Rückfragen: Tel: 0170 - 6849975

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