19.04. Homosexualität & Klassenkampf
19.04.2022, 19:30 - 21:00 Uhr
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Die Dokumentationsstelle Queeres Brandenburg stellt erste Ergebnisse aus dem Projekt "Krupp & Bebel" vor. Die Referentinnen Jula und Hannah geben Einblick in die ersten Auswertungen ihrer Quellenarbeit von damaligen Zeitungen, wie dem Vorwärts, der Vossischen Zeitung oder der Kölnischen Zeitung. Zutage gefördert werden der Skandal selbst und seine gegensätzlichen Interpretationen der Zeitgenossen.
Der Hintergrund:
Essen, 22.11.1902: Der schon vorher herzleidende Friedrich Alfred Krupp, Kanonenkönig, reichster Industrieller des Deutschen Kaiserreichs und Freund des Kaisers, verstarb im Alter von 48 Jahren an einem Hirnschlag. Nachgehend wurde von verschiedenen Seiten Suizid vermutet, da eine Woche zuvor im Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei, dem «Vorwärts», der von Kurt Eisner verfasste Artikel «Krupp auf Capri» erschienen war, der Krupp unterstellte «mit den jungen Männern der Insel den homosexuellen Verkehr» zu huldigen, was, da damals noch durch §175 strafbar, einen Skandal auslöste.
Die entsprechende Ausgabe des Vorwärts wurde beschlagnahmt, von Krupp ein Strafverfahren wegen Beleidigung eingeleitet, doch der Inhalt des Artikels war bereits in die öffentliche Sphäre gelangt. Die ursprüngliche Intention des Autors, den §175 zu kritisieren und abzuschaffen, da dieser stets ein Mittel für Erpressungen darstellte, schlug fehl. Stattdessen wurden die Sozialdemokraten durch den Kaiser indirekt für Krupps Tod verantwortlich gemacht.
Doch welche Ansichten vertrat die Sozialdemokratische Partei zur Homosexualität? August Bebel, Mitbegründer und Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei, unterstützte die parteilich unabhängige, mit dem Arzt Magnus Hirschfeld eng verwobene, «Wissenschaftlich-humanitäre Konvention» (WhK). Hauptanliegen der WhK war die Abschaffung des §175, was in einer Petition zum Ausdruck gebracht wurde, da der §175 «unvereinbar mit der fortgeschrittenen wissenschaftlichen Erkenntnis» sei. Bebel unterzeichnete und unterstützte die Petition nachhaltig, diese blieb jedoch erfolglos. Trotz dieser progressiven Sicht, hielten sich Tendenzen, die die Homosexualität in Korrelation mit Reichtum und Luxus setzten, hartnäckig, wodurch zwischen «angeborener» und «erworbener» Homosexualität differenziert wurde.
Das Projekt "Krupp & Bebel"wird durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz im Rahmen des Landesaktionsplans Queeres Brandenburg gefördert.
Kontakt
Queeres Brandenburg - Dokumentationsstelle
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14469 Potsdam
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F: 0331 240 188
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