Vom Luxus der Förderung
Zu erst einmal herzlichen Glückwunsch zu deiner Wahl. Deine Partei scheint ja in Brandenburg im echten Luxus zu schwimmen. Einen landesweiten AK SCHWUSOS und jetzt einen für die Landeshauptstadt. Da können sich aber die anderen Parteien eine Scheibe abschneiden?
Erst mal Danke für die Glückwünsche. Wo sind die Rosen? Aber wo ihr Recht habt, habt ihr Recht. Die SPD Brandenburg ist die einzige Partei mit Arbeitskreisen für Schwule, Transgender und Lesben die nicht von Berlin gesteuert sind. Das nennen wir Heimatverbundenheit. Das liegt vielleicht auch an unserer Verankerung in der schwulen Szene…
Aber warum noch einen AK Potsdam…
… Manche bezeichnen die Potsdamer in unserer Partei auch als „Rich – Girls“. Da sehen wir drüber hinweg. Die Landeshauptstadt war schon immer Motor in Sachen Gleichstellungspolitik. Es waren unsere Genossen, die Widerstand gegen den damaligen schwarzen Koalitionspartner organisierten, als es um die Einführung der „Homo – Ehe“ ging und dieser „heiratswillige“ Schwule und Lesben zum Notar schicken wollte. Heute ist es völlig normal, dass die Verpartnerung vor dem Standesamt und manchmal auch vor dem Traualtar stattfindet. Die Netzwerke die sich seit dieser Zeit gebildet haben, wollen jetzt auch eine parteiinterne Struktur. Das finden wir gut. Es gibt ja noch genügend Aufgaben.
Wo wir bei Aufgaben sind. Welche siehst du für deine Partei?
Wir müssen in unserer Partei sichtbarer werden. Das ist bisher noch nicht im genügenden Maße geschehen. Auch sind noch nicht alle Fragen in der Gleichstellungspolitik zu unserer Zufriedenheit geklärt. Ich erinnere hier an die ungerechte Steuergesetzgebung und das diskriminierende derzeitige Adoptionsrecht. Außerdem steht ja der CSD Potsdam vor der Tür. Da wollen wir uns einmischen.
Du redest ja ein bisschen um den heißen Brei… Der Landesvorstand der JUSOS hat ja einen Beschluss gefasst, der es in sich hat…
Richtig. Die waren schneller. Wir schließen uns der Forderung an, Mittel für Antidiskriminierungspolitik gegenüber Lesben und Schwulen umzuverteilen. Die bisherige alleinige Förderung eines allumfassenden Lesben- und Schwulen - Projektes kann nicht sinnvoll sein. Es gibt eine kleinteilige, aber breitgefächerte Community – Struktur in Brandenburg. Wenn wir bürgerschaftliches Engagement ernst meinen, müssen wir genau diese „Vor Ort“ – Arbeit fördern. Eine Überverwaltung durch eine Landeskoordinierungsstelle hat sich nicht mehr als sinnvoll erwiesen. Schwule und Lesben die sich für ihre Belange engagieren, wollen loslegen. Die brauchen da keine langen Vorträge über Strukturen. Wir haben in unserer Arbeit erfahren, dass sich Vernetzungsstrukturen außerhalb von institutionalisierten Verwaltern kreativer und schneller organisieren lassen. Das Land steht in der Pflicht genau über diesen Punkt nachzudenken.
Wo wird man die SCHWUSOS denn während des CSD Potsdam finden?
Das ist völlig klar: Überall! Wir haben uns vorgenommen, bei möglichst vielen Veranstaltungen präsent zu sein. Auf jeden Fall natürlich bei unserer eigenen Veranstaltung. Der Ausstellungseröffnung auf dem Flur der SPD – Landtagsfraktion anlässlich des CSD Potsdam am 20. April 2010, um 15:00 Uhr.
Danke für das Gespräch.
Das Interview führte Adolar
Foto www.heliosfilm.de