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Rechts- und Lebenssituation LSBTIQ* in Syrien


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Nordsyrien vor ein paar Monaten. Der junge Kämpfer hat Augen wie Samt und einen für Rebellen eher ungewöhnlichen Geschmack. Er trägt Tanktop, Lederarmbänder, Baseballmütze, Jeans mit Union- Jack-Sticker. Und Handschellen. Handschellen? "Er ist schwul", sagt Mahmud H.(Name geändert): "Schwule lieben Accessoires." Mahmud, Journalist, 37, ist selbst schwul. Und er ist Syrer. Er weiß, dass Sätze wie dieser lebensgefährlich sind. Für ihn wie für den anderen. Deshalb hat er ein Schwulen-Magazin im Internet herausgegeben. Das erste in Syrien, vielleicht im ganzen Nahen Osten. "Mawaleh". Nüsse. https://mawaleh.net/


Der Name soll, so wie es viele verschiedene Sorten von Nüssen gibt, die Vielfalt der syrischen Bevölkerung wiederspiegeln. Fünf schwule und zwei lesbische Autoren schreiben regelmäßig für die Zeitschrift. Keiner bekommt Geld, keiner weiß von dem anderen. Sollte einer von ihnen in die Hände des Assad-Regimes oder der radikalen Islamisten fallen, so sollen sie Mahmuds richtigen Namen nennen um sich selbst zu retten. "Egal wie der Krieg ausgeht, sie werden uns umbringen." sagt er.

Vor der Revolution wurde Homosexualität weitesgehend geduldet, man traf sich in Cafés und auf Partys. Nun sehen sich LSBTIQ* in Syrien sowohl von den radikalen Islamisten, als auch vom Assad-Regime bedroht. Die Regierung lässt Homosexuelle nach dem Artikel 520 des Strafgesetzbuches von 1949 für "wiedernatürliche" sexuelle Handlungen einsperren. Offiziell wird dies mit bis zu drei Jahren Haft geahndet. Es gibt jedoch Berichte von Geflüchteten, welche etwas anderes behaupten. Bei einem Interview mit der Beiruter Hilfsorganisation "proudlebanon" wird von einem 42-jährigen Syrer berichtet, welcher fünf Jahre wegen seiner Homosexulität im Gefängnis verbracht hat. Dort wurde er gefoltert und vergewaltigt. Antidiskriminierungsgesetze gibt es nicht.

2010 wurden auf einer Schwulenparty über 30 Männer festgenommen. Man hielt sie einige Monate lang fest ohne Anklage zu erheben, so lange bis jeder in ihrem Umfeld wusste, dass sie schwul waren. Die darauf folgende soziale Ächtung war fatal, sie wurden von ihren Familien verstoßen oder verloren ihre Jobs. Einige nahmen sich darauffolgend das Leben.

Radikale Islamisten lassen sie von Häusern werfen oder steinigen sie zu Tode. Das Foto eines Mannes mit grauen Haaren und verbundenen Augen. Er sitzt auf einem Plastikstuhl am Rand eines Hochhausdachs. Ein Mann am Boden, Steine liegen um ihn herum, ein Bein steht in einem unnatürlichen Winkel ab. Ein anderer mit Händen auf dem Rücken, ein Schuss in den Nacken und er sackt regungslos zusammen. Dazu ein Begleittext, der erklärt, dass Homosexualität Sünde sei, der Westen seit der sexuellen Revolution vor fünfzig Jahren immer mehr degeneriere und der Islamische Staat mit aller Härte gegen diese Perversion vorgehen müsse. Der Großteil der Morde wurde von der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigt.
In der orientalischen und islamischen Gesellschaft Syriens wir "Männlichkeit" hochgehalten und Homosexualität als Abweichung von diesem Ideal geshen. Treffen sind von der Angst überschattet, dass jeden Moment die Sittenpolizei auftauchen könnte. Die Festnahmen werden entweder mit moralischen Vorwürfen wie "weibisches Verhalten" oder mit politischen Vorwürfen wie "unerlaubte Zusammenkünfte" gerechtfertigt. Viele berichten von Gewalt- und Morddrohungen, oft sogar aus dem eigenen Familien- und Bekanntenkreis.


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