Rechts- und Lebenssituation LSBTIQ* im Iran
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Im Iran steht Homosexualität unter Todesstrafe. Schätzungen zufolge sind seit der "Islamischen Revolution" 1979 mehrere tausend Männer wegen ihrer sexuellen Orientierung hingerichtet worden. Die meisten dieser Fälle sind jedoch nicht öffentlich und die Menschenrechtsverstöße sind enorm. Die Berichterstattung zeigt immer wieder aktuelle Fälle von Hinrichtungen wegen Homosexualität auf.
Im iranischen Strafgesetz befassen sich die Artikel 63 bis 164 mit der sogenannten "Zina". Dies sind Vergehen unerlaubten Geschlechtsverkehrs, also Ehebruch oder Verkehr zwischen Gleichgeschlechtlichen, die mit "hadd-Strafen"("Rechtsansprüche Gottes") geahndet werden. Diese Strafen gehen von Peitschenhieben, über Steinigungen bis hin zur Todesstrafe durch Erhängen. Dabei werden schon Dinge wie Küsse in der Öffentlichkeit und positive Äußerungen zum Thema Homosexualität mit bis zu 100 Peitschenhieben bestraft.
Ein treffendes Beispiel für die Verfolgung von Homosexuellen im Iran ist ein Bericht der kanadischen LGBTI-Organisation "Iranian Railroad for Queer Refugees"(IRQR). Im April 2017 versammelte sich eine Gruppe von ca. 50 Menschen zu einer privaten Party in der Statd Esfahan. Die iranische Revolutionsgarde stürmte die Party und erklärte diese für "kompromittiert". Die Sicherheitskräfte gingen sehr brutal vor und nahmen schließlich etwa 30 Leute fest. Die Gäste wurden aneinander geketttet und in einen Minibus gezwängt. Trans* und feminin aussehenden Menschen wurden von den anderen getrennt. Im Verhör wurden sie der Homosexualität, Sodomie und des Alkohol- und Drogenkonsums beschuldigt. Sie wurden aufgefordert die Namen von anderen "Perversen" zu nennen und Telefone und private Passwörter für "Beweissicherung" abzugeben. Am folgenden Morgen wurden die Kautionen auf zwischen 10.000$ und 30.000$ festgelegt. Nach 24 Stunden durften sie ihre Familie über die Verhaftung informieren. Nach dem sie in Einzelhaft verlegt wurden, wurden die Gefangenen psychisch gefoltert. Man erklärte ihnen die Todesstrafe wäre gegen sie verhängt worden. Nur sehr wenige durften sich rechtlich beraten lassen und auch diese Aussichten bieten keinerlei Trost: im Glücksfall drohen zwischen sechs und zwölf Monaten Haft oder 80 Peitschenhiebe, was lebensgefährlich sein kann.
Der generelle Umgang mit Homosexuellen in iranschen Gefängnissen bedeutet in der Regel fortwährende Menschenrechtsverletzungen. Ein Iraner ,welcher wegen seinem christlichen Glauben im Gefängnis saß, berichtet, wie die homosexuellen Häftlinge wie Tiere angekettet und teilweise über Jahre in Einzelhaft gesteckt wurden. Man schleifte sie bei Toilettengängen mit einer Hundeleine hinter sich her. Auch Gewalt und sexuelle Übergriffe sind im Gefängnis an der Tagesordnung.
Mädchen und Frauen sind in der islamischen Republik ohnehin schon gesellschaftlich und rechtlich benachteiligt. In konservativen Familien werden sie häufig zur Heirat gezwungen was für lesbische Frauen, welche die Intimität mit einem Mann generell schon ablehnen, eine doppelte Demütigung ist. Es sind Fälle bekannt, in denen lesbische Frauen von ihren Familienangehörigen misshandelt und gefoltert wurden, bis sie eine Ehe einwilligten. Scheinehen sind auch grade für homosexuelle Männer einer der wenigen Auswege.
Ein besonderer Faktor im Iran ist auch das Thema Transsexualität. 1987 erklärte der "Revolutionsführer" Ajatollah Ruhollah Khomeini Geschlechtsumwandlung und sogar die Heirat nach einer solchen für legal. Inzwischen hat der Iran nach Thailand die größte Rate an Geschlechtsumwandlung. Gesellschaftlich werden Transsexuelle dennoch von ihren Mitmenschen gemieden und nicht akzeptiert. Trotzdem lassen sich immer wieder homosexuelle Männer operieren, um danach mit ihrem männlichen Partner zusammenleben zu können. Für viele endet jedoch dieser seelische Gewaltakt später in Depressionen und Selbstmord. Es gibt auch immer wieder Berichte von gefolterten Transmenschen in iranischen Gefängnissen.
Im Iran werden viele Abwertende Bemerkungen gegenüber Homosexuellen gemacht. Für die betroffenden ist das immer eine wiederkehrende Belastung, vor allem begleitet durch die Angst entdeckt zu werden. Vor allem Kinder sind für solche Bemerkungen sehr anfällig, so dass die gesellschaftlich anerkannte Homophobie verinnerlicht wird und sie sich sogar gegenüber diesen Personen feindselig verhalten. Homosexuelle Kinder wachsen aufgrund dieser gesellschaftlich feindlichen Situation mit Angst vor einem Outing und Ekel und Selbsthass auf, welche zu langjährigen psychischen Erkrankungen ohne Aussicht auf Besserung der gesundheitlichen Situation führen.
Auch wenn Homosexualität seit vielen Jahren international nicht mehr als Krankheit gilt, wird sie von vielen Psychiatern und Psychologen im Iran als solche behandelt. Den Patienten werden zum Teil mit Medikamenten gegen Schizophrenie oder sogar Elektroschocktherapien verschrieben. Dieses Vorgehen führt zu irreversiblen physischen und psychischen Schäden. Oft wird von Psychiatern empfohlen, der Klient solle doch an Gott glauben, damit er geheilt werden kann. Selbst aufgeklärte Ärzte wissen nicht wie sie ihren Patienten helfen sollen oder tun dies nicht aus Angst vor der Regierung.