Affenpocken nun auch in Brandenburg - Impfung soll ab 15.Juni möglich sein.
Mit Stand 10.6.2022 sind nun schon 165 Affenpockenfälle aus 9 Bundesländern und jetzt erstmals auch aus Brandenburg, ans RKI übermittelt worden, die sich alle auf sexuelle Kontakte unter Männern zurückführen ließen. Ob die Infektionen wirklich, wie mehrfach kolportiert, durch Kontakte in Darkrooms und Clubs entstanden sind, kann noch nicht mit Gewissheit gesagt werden, aber wegen der Häufigkeit der angegebenen Berliner Partyorte, wie Berghain oder Scheune ist ein Zusammenhang zumindest nicht unwahrscheinlich.
In der EU ist ein Pockenimpfstoff (Imvanex) der Firma Bavarian Nordic A/S mit Sitz in Dänemark aus veränderten ungefährlichen Kuhpockenviren zugelassen, der auch zum Schutz vor Affenpocken eingesetzt werden kann. Vorbehaltlich der Rückmeldungen aus dem Stellungnahmeverfahren gibt die STIKO folgende Empfehlungen für Personen ab 18 Jahren mit dem Pockenimpfstoff Imvanex:
- Als Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko wird die Impfung vor allem für Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben (und für Laborpersonal) empfohlen; Grund ist, dass Fälle in Deutschland bisher ausschließlich bei Männern der MSM-Community aufgetreten sind und diese Gruppe deshalb besonders geschützt werden soll.
- Auch für enge Kontaktpersonen (gleiches Bett, gleicher Haushalt, längerer Aufenthalt näher als 1m) von allen Patienten mir nachgewiesener Affenpockeninfektion wir die Impfung als Postexpositionsprophylaxe, PEP innerhalb von 14 Tagen empfohlen.
Die Grundimmunisierung sollte mit 2 Impfstoffdosen in einem Abstand von ≥28 Tagen erfolgen (Subkutan also unter die Haut). Bei Personen, die in der Vergangenheit bereits gegen Pocken geimpft wurden, reicht eine 1-malige Impfstoffgabe aus - so die Presseerklärung der STIKO.
Wir gehen aber davon aus, dass die endgültige STIKO-Empfehlung der EU Zulassung entsprechen wird, die vorsieht: Auch alle Immungeschwächten Patienten (z. B. Patienten mit HIV-Infektion oder Patienten unter Immunsuppressiva), die zuvor bereits gegen Pocken geimpft wurden, erhalten zwei Auffrischungsdosen.
Wie Karl Lauterbach auf Twitter schreibt, stehe der Impfstoff ab dem 15. Juni bereit. Das Konzept der Impfung werde gerade vorbereitet, er rechnet aber mit weiter steigenden Fallzahlen, so der Gesundheitsminister. Die Empfehlung der STIKO muss nun erst noch ein Stellungnahmeverfahren durchlaufen, dabei ist aber mit einer Zustimmung der Beteiligten zu rechnen.
Auch wenn sich die in den letzten Wochen bei uns in den Testsprechstunden gezeigten Verdachtsfälle als Syphilis oder Herpes Simplex Infektionen herausstellten, haben wir am letzten Freitag schon mal mit Frau Dr. Liebold, Infektologin am MEG Blankenfelde Kontakt aufgenommen. Diese hat Ihren Apotheker bereits beauftragt, den Impfstoff schnellstmöglich für Sie zu bestellen.
Verdachtsfälle der Erkrankung wenden sich derzeit am besten an die Infektionsambulanz am EvB Klinikum Potsdam, OA Schumacher, Tel. 0331-24136273 oder die Infektiologische Tagesklinik des St. Josefs Krankenhauses BERLIN, OA Husmann, Tel 030-7882 2121.
Die Firma Bavarian-Nordic, die bisher vor allem durch Ihre Impfstoffe gegen Tollwut, Ebola oder Zeckenenzephalitis bekannt war, prozuziert den Impfstoff in der Nähe von Ihrem Hauptsitz in Kopenhagens Nobelvorort Hellerup. (Direkt vor dem Haus steht übrigens die berühmte übergroße Tuborg Flasche - Viele Olsenbandenfans in Brandenburg werden sich erinnern, im 11. Film " Die Olsenbande ergibt sich nie" von 1979, fährt diese im Gabelstapler daran vorbei.)
Sie hat als zu Risiken und Nebenwirkungen der Impfung bisher veröffentlicht: Von den mehr als 7000 Probanden der EU-Zulassungsstudien wurden neben Schmerzen an der Eintrittsstelle(50%) auch Kopfschmerzen 30%, Muskelschmerzen 30%, Müdigkeit 20% und Schüttelfrost 10% oder Übelkeit 10% als Nebenwirkungen angegeben. Was für eine Impfung an sich schon recht viel ist, aber noch lange kein Vergeich z.B. mit dem Corona Impfstoff von Biontec, wo fast 75% über Schmerzen an der Einstichstelle klagten und alle anderen körperlichen Beschwerden wie Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Muskel- oder Gelenkschmerzen auch jeweils bei 70% aller Probanden auftraten.
Die gesamte genaue Beschreibung des Impfstoffes von der EU auf Deutsch kann man hier herunterladen.
Weitere zuverlässige Informationen:
Bilder: eigene 2, Bavarian-Nordic 6