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Bike statt Truck

Wie kam es zur Gründung des Vereins?
Julia Sergon: Den Verein habe ich mit meinem besten Freund Sebastian Adamski und meiner Frau, Saskia Sergon, gegründet und wir drei bilden jetzt auch den Vorstand. Der Verein hat über 35 Mitglieder. Eigentlich war die Corona Pandemie, so sehr sie auch ein Fluch war, ein treibender Punkt. 2020 standen wir vor der gleichen Situation wie alle queeren Akteure:innen, dass so gut wie gar nichts an Pride oder CSD`s stattgefunden hat. Tatsächlich haben Sebastian und ich damals bei einem Weinfest zusammengesessen und gebrainstormed, was man denn machen könnte. Da kam die Idee einer Regenbogen-Fahrrad-Demo auf, weil relativ schnell klar war, dass du auf einem Fahrrad diese Abstandsproblematik nicht so sehr hast. Dann wollten wir das in drei bis vier Wochen angehen. Das war für die erste Demo ein sehr kurzer Zeitraum, darum sind wir bei der Planung auch etwas ins Straucheln geraten. Dann kam Saskia zum Glück und hat uns "auf gut deutsch gesagt" ein bisschen in den Arsch getreten.


Wie waren die Resonanz und eure Erfahrung, zum ersten Mal so eine Demo zu managen?
Also die Resonanz war riesig und wir waren überrascht, wie unaufwendig es im ersten Schritt war, außer der Demo-Anmeldung und den GEMA-Gebühren war da gar nicht so wahnsinnig viel zu tun. Da mussten wir uns so ein bisschen reinfuchsen, aber wenn man das einmal raus hat und mit der Polizei gut kooperiert, dann war das an sich jetzt gar keine so große Sache. Die Demo-Resonanz war so riesig, weil durch Corona auch alle so ausgehungert waren an Vernetzung und CSD-Veranstaltungen. Am Ende waren wir ungefähr 250 Menschen. Wenn der Hunger und die Nachfrage so stark ist, wäre es ja ärgerlich, wenn wir es nur einmal gemacht haben. Wir haben festgestellt, dass es ganz sinnvoll wäre, alles unter einen offiziellen Schirm zu stellen und haben dann später im März 2021 den Regenbogen Potsdam e. V. gegründet.
Dieses Jahr war eure Demo ja so groß wie noch nie.
Wir hatten 650 Teilnehmende. Wir haben zum ersten Mal parallel auch eine Laufdemo angeboten und das hat auch zu mehr Inklusivität geführt. Dieses Jahr war es auch besonders schön, dass wir von der Politik auch sehr viel Aufmerksamkeit bekommen haben. Wir hatten die Landesgleichstellungsbeauftragte vor Ort und der Oberbürgermeister war dabei, dem wir auch gleich politische Forderungen für die kommunale Ebene mitgeben konnten. Was uns besonders gefreut hat, war die Teilnahme der US-Botschafterin aus Berlin. Besonders cool daran war, dass die US-Botschaft von sich aus auf uns zugekommen ist. Die Botschafterin setzt sich nämlich sehr stark für Diversity ein, fand das Thema toll und fährt sehr gerne Fahrrad. Das war für uns trotz des Stresses eine tolle Erfahrung.

Was sind eure Pläne für die Zukunft und was können wir in den nächsten Jahren von euch erwarten?
Es wird auf jeden Fall konstant so weitergehen. Die Laufdemo wurde zum Beispiel so gut angenommen, dass wir sie definitiv verstetigen wollen. Was wir letztes Jahr angefangen haben, war eine Aftershow-Party im La Leander und dieses Jahr haben wir es als After-Pride-Festival im Waschhaus gemacht. Wir haben schon ganz oft Sachen gehört wie "Wir werden ja auch immer so ein Stück weit mit dem Angebot in Berlin abgespeist" und das wollen ja viele hier auch nicht mehr. Du willst ja auch was vor Ort haben und viele Leute fanden es total cool, unter diesem Regenbogen-Kontext eine Party zu haben.

Gibt es auch Möglichkeiten, den Verein über eine Teilnahme hinaus zu unterstützen?
Wir versuchen, das alles so niederschwellig wie möglich zu halten. Es ist also auch nicht notwendig, Vereinsmitglied zu sein, um bei der Demo auszu-helfen. Wir freuen uns über jede helfende Hand, da es inzwischen von der Organisierung schon eine größere Herausforderung geworden ist.

Meine letzte Frage: Was würdest du queeren Menschen am Anfang ihres Weges auf den Weg geben?
Also für mich fasst das ein Satz immer richtig gut zusammen, der jetzt im Nachgang meiner eigenen Outing-Geschichte auch für mich unterm Strich stehen geblieben ist und das ist "Du bist genauso gut, wie du bist" oder "Sei du, wie du sein willst". Am Anfang des Outing-Prozesses mag man vielleicht nicht ganz daran glauben, aber es ist schon gut so, wo man das selber merkt und selber spürt.

queer4

 


Der Artikel wurde in der Broschüre QUEERnow 2023 veröffentlich. Das Pojekt wurde mit Mitteln der Landeshauptstadt Potsdam gefördert. Die Broschüre ist bei www.queeres-brandenburg.info bestellbar.

 

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